«Kein Bitter ohne ihn»

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«Kein Bitter ohne ihn»

Kräuterpfarrer Johann Künzle (1857–1945)

Johann Künzle kam 1857 in St. Gallen in bescheidenen Verhältnissen zur Welt. Er studierte im belgischen Löwen Theologie und Philosophie, das Studium ­finanzierte er sich mit Klavierunterricht und als Zeitungskor­respondent. Ab 1881 war er in den Landpfarreien Gommiswald, Mels, Kirchberg, Libingen und Amden tätig. Diese Jahre wiesen den Weg für die Beschäftigung mit der Kräuterheilkunde. Oft habe er keine andere Wahl gehabt, als bei Krankheiten heilend einzugreifen, weil in den abgelegenen Gegenden kein Arzt zu finden war. Ein schönes Künzle-Motto:: «I bi halt dör d Seelsorg zur Chrütermedizin cho, denn i ha denkt, me sött au em Lib hälfe, nöd grad de Seel.»

1909 übernahm Künzle nach weiteren Stationen die Pfarrerstelle in Wangs im Sarganserland. Nebenbei schrieb er im «Sar­ganserländer» Kolumnen über die Heilwirkung von Augentrost, Brennnessel, Huflattich, Schafgarbe oder Spitzwegerich, die er 1911 als Broschüre mit dem Titel «Chrut und Uchrut» herausgab. Künzle vermittelte den Kindern des Dorfes sein Pflanzenwissen und animierte sie zum Kräutersammeln. Bald öffnete in Wangs ein Kurhaus, das Bäder auf der Basis von Künzles Naturheilkunde anbot und auch Kurgäste aus dem Ausland anzog. 1914 organisierte Künzle einen Kräutermarkt, der über die Region hinaus auf Beachtung stiess. Einen schlagenden Beweis für den Segen seiner Kräuterheilkunde lieferte die Grippeepidemie von 1918. Während sie in der ganzen Schweiz 25000 Todesopfer forderte, hatte das Kräuterdorf keinen einzigen Grippetoten zu beklagen.

Und das Rezept gegen diese Grippe wurde später dann eben als Glarner Alpenbitter bekannt.

Danke Johann Künzle!

2020-03-09T08:44:16+00:00